Informationssicherheit beginnt mit Risikomanagement
In einer Welt, in der Daten wertvoller sind als Öl, beginnt echte IT-Sicherheit nicht mit Firewalls oder Virenscannern, sondern mit einem klaren Verständnis von Risiken. Wenn Du nicht weißt, welche Bedrohungen für Dein Unternehmen relevant sind, wirst Du auch nicht wissen, wie Du sie verhindern oder kontrollieren kannst. Deshalb: Informationssicherheit beginnt mit Risikomanagement.
Was versteht man unter Risk Management?
Risk Management – oder Risikomanagement – beschreibt den strukturierten Umgang mit Unsicherheiten, die negative Auswirkungen auf Unternehmensziele haben können. In der Informationssicherheit bedeutet das: Du analysierst, welche IT-Risiken es gibt, bewertest sie und entscheidest dann, wie Du damit umgehst.
Dabei geht es nicht darum, jedes Risiko vollständig zu eliminieren. Vielmehr ist das Ziel, Risiken zu erkennen, zu bewerten und Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu mitigieren – also abzumildern.
Wie lautet die Definition für Risiko?
Ein Risiko entsteht immer dann, wenn eine Bedrohung auf eine Schwachstelle trifft – und daraus ein Schaden entstehen kann. Beispiel: Ein veralteter Server (Schwachstelle) wird Ziel einer Ransomware-Attacke (Bedrohung) – der mögliche Schaden ist der Datenverlust oder Stillstand des Betriebs.
Risiko = Bedrohung × Schwachstelle × Auswirkung
Die fünf Phasen im Risikomanagementprozess
Ein systematisches Risikomanagement folgt in der Regel einem festen Prozess. Die fünf Phasen lauten:
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Risikoidentifikation
Welche Risiken bestehen überhaupt? Technisch, organisatorisch, menschlich? -
Risikobewertung
Wie hoch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit? Wie schwerwiegend wären die Auswirkungen? -
Risikoanalyse & Priorisierung
Mit Hilfe einer Risikomatrix in der IT-Sicherheit kannst Du Risiken nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe priorisieren. -
Risikobehandlung
Jetzt entscheidest Du: Willst Du das Risiko mitigieren, also Maßnahmen zur Schadensminderung ergreifen? Oder es übertragen (z. B. über eine Versicherung), akzeptieren oder vermeiden? -
Überwachung & Review
Risiken verändern sich. Neue Bedrohungen tauchen auf, andere werden irrelevant. Deshalb musst Du den Prozess regelmäßig überprüfen.
Risiken mitigieren statt ignorieren
Viele Unternehmen tappen in die gleiche Falle: Sie investieren in Sicherheitsprodukte, ohne zu wissen, wo die echten Schwachstellen liegen. Dabei ist der effektivste Schritt: Risiken mitigieren, bevor sie real werden.
Was bedeutet das konkret?
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Ein veraltetes Betriebssystem? → Patch-Management einführen
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Fehlende Zugriffskontrollen? → Einführung von Zwei-Faktor-Authentifizierung
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Keine Backups? → Automatisierte Backup-Strategien aufbauen
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Uninformierte Mitarbeitende? → Social Engineering erkennen und abwehren
Der Schlüssel liegt darin, nicht jedes Risiko komplett ausschließen zu wollen, sondern durch gezielte Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit und/oder Auswirkung zu reduzieren.
Das nennt man Mitigation – also das Risiko mitigieren, nicht das Risiko eliminieren. Denn vollständige Sicherheit ist Illusion.
Mitigieren – Definition und Praxisbeispiel
Der Begriff „mitigieren“ stammt aus dem Englischen „to mitigate“ und bedeutet so viel wie abmildern, abschwächen oder lindern. In der Informationssicherheit geht es darum, Sicherheitsmaßnahmen so zu gestalten, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risikos oder die potenzielle Schadenshöhe reduziert wird.
Ein klassisches Beispiel:
Risiko: Externe Angriffe auf einen Webserver
Mitigierende Maßnahme: Einsatz eines Web Application Firewalls (WAF), Geo-Blocking, Logging & Monitoring
Was macht das Risk Management konkret?
Das Risk Management kümmert sich um alle Aufgaben rund um die Risikosteuerung: von der systematischen Analyse über die Dokumentation bis hin zur Steuerung der Maßnahmen. Es beantwortet Fragen wie:
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Was umfasst Risk Management in der IT?
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Welche Schwachstellen sind relevant?
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Welche Risiken müssen mit hoher Priorität behandelt werden?
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Welche Maßnahmen sind wirtschaftlich sinnvoll?
Ein gut organisiertes Risk Management wird zum strategischen Partner der IT – nicht nur zur operativen Pflichtübung. Wenn Du Unterstützung bei der Umsetzung brauchst, bietet professionelle IT-Security-Beratung einen klaren Mehrwert.
So erstellst Du eine eigene Risikomatrix
Eine Risikomatrix hilft Dir, Risiken visuell zu bewerten und priorisieren – basierend auf ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und dem potenziellen Schaden. Das geht einfacher, als viele denken. Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Deine eigene Matrix:
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Risiken identifizieren
Sammle alle bekannten oder denkbaren Risiken – z. B. Datenverlust, Ransomware, Hardware-Ausfall oder menschliches Fehlverhalten. -
Wahrscheinlichkeit bewerten
Schätze ein, wie wahrscheinlich das jeweilige Risiko eintreten könnte. -
Auswirkung bewerten
Beurteile, wie gravierend die Folgen wären, wenn das Risiko eintritt. -
Risiko priorisieren
Multipliziere Wahrscheinlichkeit × Auswirkung. Ein Risiko mit 4 (wahrscheinlich) und 5 (existenzbedrohend) ergibt den Wert 20 – und damit höchste Priorität. -
Matrix darstellen
Trage die Risiken in eine 5×5-Matrix ein. Felder mit hohem Risiko (z. B. 15–25) sollten rot markiert werden, mittlere gelb, niedrige grün.
Passwortsicherheit als unterschätztes Risiko
Ein häufiger Risikofaktor im Alltag ist der unsichere Umgang mit Passwörtern. Ein gutes Passwort-Management kann dabei helfen, dieses Risiko erheblich zu senken – besonders in dezentralen Teams oder Organisationen mit hohem Benutzerzugriff.
Fazit: Risiko mitigieren – proaktiv statt reaktiv
Wenn Du Informationssicherheit ernst nimmst, beginnt Deine Arbeit nicht mit Tools oder Software, sondern mit einem strukturierten Blick auf Risiken. Nur wer seine Bedrohungen kennt, kann sie effektiv mitigieren – also handhabbar machen.
Dabei musst Du nicht alles selbst tun. Es gibt Tools, Partner und Frameworks, die Dich unterstützen. Aber der wichtigste Schritt liegt bei Dir: Fang an, Deine Risiken zu identifizieren – und bring sie unter Kontrolle, bevor sie Kontrolle über Dich übernehmen.